
26.09.2025
Die Waldes: Eine Familie, ein Unternehmen
Von der harzigen Vermittlung von Mietwohnungen zum führenden Immobilienmakler: Die 40-jährige Geschichte der Walde Immobilien AG zeigt auf, wie dank Mut, etwas Glück, grossem Einsatz und ausgeprägtem Familiensinn ein erfolgreiches Unternehmen entstanden ist.
Humphrey Bogart macht es in Casablanca (1942). Auch Audrey Hepburn tut es – in Breakfast at Tiffany’s (1961). Ihre Filmfiguren Rick Blaine und Holly Golightly trinken genüsslich einen Drink mit Gin. Die Familie Walde tut es ebenso. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter: Marianne (70), Gerhard (71), Chiara (30) und Claudio (33) Walde kreierten gleich ihren eigenen Gin. Dieser soll am Jubiläumsfest der Walde Immobilien AG zum 40-jährigen Bestehen des Familienunternehmens an die Gäste verschenkt werden.
Hierzu hatte sich die Familie im Frühling 2025 im «Gin Lab» der Zürcher Gin-Distillery Turicum eingefunden: Dort probierten sie sich durch die unterschiedlichsten Geschmäcker von Destillaten und Botanicals. Angeleitet wurden sie dabei von Oli Honegger, einem der Mitgründer der Firma. Als erstes erklärte er, dass die Basis-Botanicals ihres originalen Turicum-Gins Wacholderbeeren, Koriandersamen, Madagaskar-Pfeffer, Orangen- und Zitronenzesten, Angelikawurzelsamen sowie eine Geheimzutat bilden würden. «Daraufhin führten wir eine Art Fühlschmi-Gchspürschmi-Gespräch, um herauszufinden, wohin es bei der Rezeptur von Waldes Gin gehen soll», sagt Honegger. Daraus entstanden drei Ideen für die zusätzlichen, individuellen Botanicals: Fichte/Gurke, Apfel/Basilikum oder Passionsfrucht/Yuzu. Die Familie Walde hat er als «besonders locker drauf» in Erinnerung. «Aber gerade bezüglich der Rezeptur kam es schon auch zu etwas angeregteren Gesprächen», lacht der Gin-Experte.


Harte Anfangszeit
Gelächter auch bei den Waldes. Denn das ist der Familie noch gut im Gedächtnis. Bei einem gemütlichen Zusammensein an ihrem Hauptsitz in Zollikon erinnern sie sich, dass vor allem der von Gerhard Walde favorisierte Gurkengeschmack bei seinen Kindern nicht besonders gut ankam. «Das Zünglein an der Waage war, wie so oft, schliesslich meine Frau», erklärt Gerhard Walde. Kennengelernt haben die beiden sich 1983 am gemeinsamen Arbeitsort in Zürich. Gerhard verliebte sich. Diesem Gefühl verlieh er Ausdruck mit einem Song, den er bei Radio 24 für Marianne wünschte. «Wohlgemerkt, nicht gerade mein Lieblingssong», sagt Marianne Walde. Welcher es war, wissen beide nicht mehr. «Aber sicher eine kitschige Schnulze.» Trotzdem, der Plan ging auf und damit nahm auch die Geschichte der heutigen Walde Immobilien AG ihren Verlauf: 1985 kaufte Gerhard eine bestehende Firma, die Mietwohnungen in der Stadt Zürich vermittelte. Fortan arbeiteten beide, neben ihren damaligen Jobs, Teilzeit für das eigene Unternehmen «Mieterservice» mit drei Angestellten. Gut lief es aber nicht. Gerhard musste im ersten Quartal öfter Privatvermögen einschiessen. «Bis Geri zu mir sagte: Marianne, wenn es so weiter geht, herrscht auf meinen Bankkonto spätestens in sechs Monaten Ebbe.»
Noch während die beiden an rettenden Strategien fürs Geschäft herumstudierten, tauchte ein Kunde im Büro auf. «Er sass, ich stand daneben, und er war trotzdem noch grösser als ich», erinnert sich Gerhard Walde bestens. Der Hüne war ein bekannter Schweizer Verleger, der ein schönes Haus zur Miete oder zum Kauf suchte. Dies führte endlich zu einer lukrativen Vermietung und später auch zu Hausverkäufen an diesen Kunden. Des Schicksals glückliche Fügung zum Zweiten: Noch in der gleichen Woche tauchte eine weitere Kundin auf, die Rat suchte, ob sie ihr Jugendstil-Mehrfamilienhaus am Zürichberg besser vermieten oder verkaufen soll. «Verkaufen!» Und damit hatte der «Mieterservice» sein erstes Mandat als Makler. «Ohne diese zwei hätten wir unsere Firma wohl schliessen müssen», sagt Marianne Walde. Die geschäftliche Umorientierung stand fest und 1986 wurde das Unternehmen in «Walde & Partner Immobilien» umbenannt. «Marianne war Walde und ich der Partner», sagt Gerhard augenzwinkernd. Denn er hiess zum Nachnamen damals noch Senn. Mit der Heirat im Oktober 1988 nutzte er das brandneue Eherecht und nahm den Familiennamen seiner Frau an. Nicht nur privat – auch geschäftlich lief es fortan bestens. Bis zur Immobilienkrise Anfang der 90er-Jahre.

Der Erfolg nimmt seinen Lauf
«Das war auch für uns eine ganz harte Zeit», sagt Gerhard Walde. «Das Ziel war einfach durchzubeissen – auch um unsere acht Mitarbeitenden halten zu können», erinnert sich Marianne Walde. «Dann bin ich also Mitten in der Krise zur Welt gekommen – auch das noch!» Claudio Waldes Bemerkung löst erneutes Gelächter aus. Er kam 1992 zur Welt, seine Schwester Chiara 1995. Im selben Jahr expandierte die Firma erstmals – mit der neuen Geschäftsstelle in Uster. Die Krise war überstanden, das Geschäft florierte wieder und das Wachstum ging mit der Eröffnung diverser weiterer Geschäftsstellen und dem neu geschaffenen Geschäftsbereich Anlageimmobilien weiter.
«Für mich war immer klar, dass ich in der Firma keine Chefrolle übernehmen will, ich habe Geri immer voll vertraut», sagt Marianne Walde. Nichtsdestotrotz engagierte sie sich neben der Betreuung der Kinder mit grossem Einsatz im Verwaltungsrat von Walde, arbeitete als Immobilienberaterin im Team Zollikon und trieb das soziale Engagement des Unternehmens mit Überzeugung voran. Als begnadete Networkerin pflegte sie zudem zahlreiche wertvolle Kontakte. «Die beste Mutter, die man sich vorstellen kann», sagt Gerhard Walde. «Das musst Du eigentlich die Kinder fragen», wirft seine Frau ein. Chiara und Claudio nicken jedoch bereits eifrig. «Unternehmerehepaare haben einen Vorteil: Sie arbeiten zwar extrem viel, die Kinder merken das jedoch kaum, einfach weil die Eltern ihre Zeit flexibler gestalten können», sagt Claudio. «Und auch die Familienferien kamen nie zu kurz», bestätigt Chiara. «Unser Vater hatte einfach immer seinen Palm-Pilot dabei.»


Ein Gin, passend zum Unternehmen
«Meinem Mann und mir war es immer extrem wichtig, dass die Kinder in ihrem Leben, neben unserer Immobilien-Welt auch noch etwas anderes sehen, andere Erfahrungen machen», sagt Marianne Walde. Claudio studierte an der ETH Maschinenbau und schloss dort mit einen MSc in Management, Technology and Economics ab. Chiara liess sich an der Pädagogischen Hochschule Zürich zur Kindergärtnerin ausbilden und absolvierte in London ausserdem ein Studium mit MSc-Abschluss in International Business.
Währenddessen wuchs das Familienunternehmen stetig. Beim 25-jährigen Jubiläum 2010 zählte man bereits 40 Mitarbeitende, weitere Geschäftsstellen wurden eröffnet, 2019 der Bereich Neubau geschaffen, 2021 zügelte der Hauptsitz ins «Haus der Immobilien» in Zollikon und die Firma wurde umbenannt in Walde Immobilien AG. Im Jahr 2024 dann der grosse Schritt: Claudio Walde übernahm von seinem Vater die Unternehmensleitung als CEO. Ein Szenario, mit dem sich der Sohn schon früh auseinandergesetzt hatte. «Mit fünfzehn Jahren eröffnete er mir, dass wenn er dann mal die Firma übernehmen würde, ich hinter seinem noch ein eigenes Büro in der Firma haben könne – eines, wo ich sogar meine Zigarren rauchen dürfe», erzählt Gerhard Walde. Gelächter in der Familienrunde. «Ein Büro erhielt ich dann zwar nicht, aber immerhin einen Arbeitsplatz.»
Beim Nachfolge-Prozess wurde die Familie von einem externen Coach begleitet. «Abzugeben fiel mir leicht», sagt Gerhard Walde. «Zu wissen, was ich mit meiner Freizeit nun anfangen soll, war weit schwieriger.» Und wie geht der neue Chef mit seiner grossen Verantwortung um? «Mit Respekt gegenüber der Aufgabe und Freude an der Herausforderung», antwortet Claudio Walde. Mittlerweile sind er sowie seine Schwester finanziell am Unternehmen beteiligt.
Seit September 2025 ist Chiara nun auch im Unternehmen tätig – als Immobilienberaterin in der Geschäftsstelle Baden. Im selben Monat feiert die Familie Walde das 40-jährige Jubiläum ihres Unternehmens – mit ihren 81 Angestellten, vielen geladenen Gästen und dem selbst kreierten Gin.
Mit dem Getränk liegen sie im Trend. Heute sind es nicht nur die Filmfiguren, die Gin trinken – sondern die Stars selbst. Diese haben sogar ihre eigene Marken: etwa Ryan Reynolds mit dem Aviation-Gin oder Brad Pitt mit «The Gardener». Im Gegensatz zu diesen ist der Walde-Gin mit rund 300 Flaschen aber um einiges exklusiver. Und er schmeckt. Die Wahl der Botanicals fiel auf Apfel/Basilikum – auch weil diese die Werte der Walde Immobilien AG bestens verkörpern: traditionell, beständig und frisch.