26.09.2025

Woher kommen wir und wohin geht die Reise?

Von früher bis morgen: drei Gespräche über den Wandel der Immobilien- und Wohnwelt. Claudio F. Walde und Sandra Iten von Walde Immobilien und Iria Degen von Iria Degen Interiors blicken in drei Interviews auf den Wandel in der Immobilienwelt.

Claudio F. Walde, Ihre Eltern haben das Unternehmen vor 40 Jahren gegründet. Wo sehen Sie die grössten Unterschiede zu damals? 

Einiges ist in unserem Business auf den ersten Blick gleichgeblieben. Verändert haben sich aber die Prozesse im Hintergrund. Wir konnten vieles automatisieren und digitalisieren. Anders als früher ist natürlich auch der Zugang zu den Immobilienangeboten. Beim Start 1985 suchten die Leute noch über Zeitungsinserate oder Aushänge im Schaufenster von Maklerbüros nach Immobilien – heute ist alles rund um die Uhr abrufbar.  

Aus einem Walde-Standort sind zehn geworden. Wie wichtig ist die Präsenz in verschiedenen Regionen und Märkten? 

Um Kundschaft in verschiedenen Regionen erreichen zu können ist eine breite geografische Präsenz wichtig. Der Wohnimmobilienmarkt ist aber ein lokales und auf Vertrauen basierendes Geschäft. Deshalb macht es nur Sinn eine Filiale zu gründen, wenn man Personal aus der Region dafür findet. Mit meinen Zürcher Dialekt beispielsweise hätte ich in Graubünden wenig Erfolg.  

Soll Walde Immobilien noch weiterwachsen? 

Eine Filiale im Engadin ist bereits in Planung. Generell wollen wir nur innerhalb der Deutschschweiz wachsen, weil wir dadurch in der Firma eine gemeinsame Sprache haben. Das wirkt banal, ist aber für unsere Firmenkultur sehr wichtig und schweisst zusammen.  

Sie haben die Digitalisierung auf Seiten der Kundschaft angesprochen, wie sieht es bei den internen Prozessen aus? 

Drei Viertel unserer Mitarbeitenden sind im Verkauf tätig. Die sitzen nicht gerne am Schreibtisch, sondern sind lieber draussen bei der Kundschaft. Wenn wir ihre Arbeit dank Digitalisierung vereinfachen können – beispielsweise durch die teilweise automatisierte Erstellung von Dokumentationen, hilft das sehr.  

Die aktuell sehr hohen Immobilienpreise führen zu höheren Honoraren bei der Vermittlung. Gut fürs Geschäft, oder? 

Es ist ein Irrglaube, dass uns steigende Preise in die Hände spielen. Wir als Vermittler haben Freude, wenn der Markt dynamisch ist und es viele Transaktionen gibt. Tatsächlich führen die hohen Preise aber dazu, dass die Zahl der Käufe und Verkäufe sinkt. Die einzelne Transaktion bringt dann zwar mehr Honorar, dafür können wir weniger Objekte vermitteln.  

Wenn Sie zehn Jahre nach vorne schauen. Welche Werte von Walde Immobilien werden auch künftig Bestand haben? 

Professionalität, Engagement sowie Wertschätzung sind schon lange unsere Prinzipien. Ich bin sicher, dass sie in zehn Jahren ebenfalls die Grundpfeiler unseres Unternehmens bilden werden. Dafür setze ich mich auch künftig ein – etwa durch eine professionelle Abwicklung von Geschäften, die Förderung unserer Mitarbeitenden sowie die Bereitschaft für unsere Kundinnen und Kunden eine Extrameile zu gehen.  

Claudio Walde (33), MSc Management, Technology and Economics ETHZ, arbeitet seit 2020 im familieneigenen Unternehmen, zuerst als Berater und später als Leiter des Bereichs Anlageimmobilien. Seit 2024 ist er CEO und Delegierter des Verwaltungsrates.

Sandra Iten, Sie haben vor 22 Jahren bei Walde Immobilien angefangen, erinnern Sie sich noch an ihr erstes Objekt? 

Ich habe damals einem reformierten Pfarrer ein neues Reiheneckhaus verkauft. Dieser war sehr dankbar, dass es geklappt hat und schenkte mir einen riesigen Blumenstrauss.  

Wie würden Sie die typische Kundin oder den typischen Kunden von damals umschreiben? 

Ein Grossteil der Leute gehörte dem gehobenen Mittelstand an und lebte meist schon länger in der Schweiz oder war hier aufgewachsen. Wir hatten damals viel weniger internationales Publikum.   

Und wie sieht es heute aus? 

Die Kundschaft ist auch am linken Seeufer internationaler geworden und wir zählen heute zudem viele sehr wohlhabende Leute zu unserem Klientel. Ich schätze es sehr, dass diese eher ein Understatement pflegen und man mit ihnen beim Kauf auch persönlich in Kontakt kommt.  

Vor zwanzig Jahren steckte das Internet in den Kinderschuhen, heute prägt es auch Ihren Alltag. Was hat sich konkret verändert? 

Früher hatten nur wir Profis das ganze Wissen zu einem Objekt. Heute verfügt auch die Käuferschaft über Informationen. Dabei beobachte ich zwei Typen von Kaufinteressenten: Ein Teil der Kundschaft ist dank vertiefter Recherche im Web sehr gut informiert, der andere Teil hat oft nur die Bilder in der Dokumentation angesehen und weiss wenig über die Immobilie. Interessant ist heute auch, dass Themen plötzlich durch Artikel in Online-Medien aufpoppen und wir dann sogleich von potentiellen Käuferinnen und Käufern darauf angesprochen werden. 

Sie haben hunderte Kundinnen und Kunden betreut. Welche Beobachtung hat Sie dabei besonders überrascht? 

Mir fällt immer wieder auf, dass auf Verkäufer- und Käuferseite oft derselbe Menschentyp aufeinandertrifft: So zeigt sich bei Besichtigungen beispielsweise, dass die Käuferschaft teilweise die gleichen Möbel besitzt, wie die Leute, die im Objekt wohnen. Oder wenn die Verkäuferin locker drauf ist, gilt das meist auch für den Käufer. Das finde ich immer wieder faszinierend.  

Sandra Iten (56), arbeitet seit 2003 als Immobilienberaterin bei Walde Immobilien, leitet seit 2014 die Geschäftsstelle in Thalwil für das linke Zürichseeufer sowie angrenzende Gebiete und ist Mitglied des Management-Teams.

Iria Degen, Sie gestalten seit 25 Jahren Wohnräume. Welches war rückblickend Ihre grösste Herausforderung? 

Generell ist oft nicht das Projekt die grösste Herausforderung, sondern es sind die beteiligten Menschen und deren Zusammenspiel – dazu gehören neben der Bauherrschaft etwa auch die Architekten des Gebäudes oder die Landschaftsarchitekten. Zu Beginn benötige ich deshalb Zeit, um alle kennenzulernen damit wir mit dem nötigen Respekt den richtigen Umgang und die Rollenverteilung finden.  

Welches waren in den letzten Jahrzehnten die grössten Veränderungen im Wohnbereich? 

Verändert haben sich vor allem Küchen und Bäder. Vor fünfzig Jahren waren minimale Nasszellen ohne Tageslicht Standard. Heute präsentieren sich die Badezimmer als grosszügige Wellnessoasen. Ähnlich sieht es beim Kochen aus: Statt abgeschlossenen Küchen sind offene Lösungen mit Kochinseln angesagt. 

Und wie hat sich über die Jahre die Beziehung ihrer Kundschaft für die eigenen vier Wände entwickelt? 

Unsere Auftraggeber sind sich heute sehr bewusst, dass Wohnräume wichtige Rückzugs- und Erholungsorte sind, die eine hohe Qualität haben müssen – vor allem weil das Leben draussen schneller und hektischer verläuft. 

Nachhaltigkeit ist in aller Munde – welche Rolle spielt sie in ihrer Arbeit? 

Hier sind wir Vorreiter. Unser Ziel ist es seit je her, Räume zu gestalten, die eine zeitlose Eleganz haben und nicht kurzlebigen Trends folgen. Zudem setzen wir natürliche Materialien ein, die beständig sind. Entsprechend lange fühlt man sich in den so gestalteten Räumen wohl. Das tönt unaufgeregt, ist aber die einzig vertretbare und wirklich nachhaltige Lösung. 

Dank Internet kann ihre Kundschaft rasch auf tausende Bilder von Wohnräumen zugreifen. Hat das die Arbeit einfacher oder schwieriger gemacht? 

Manchmal ist einfacher anhand von Bildern herauszufinden, was genau unserer Kunden gefallen könnte. Bilder sind deshalb für uns sehr wichtig. Während Bauherrschaften vor 25 Jahren manchmal nur ein Foto mitbrachten, haben sie heute zum Teil richtige Moodboards mit Bildern dabei. Das ermöglicht es mit unseren Vorschlägen schneller ins Schwarze zu treffen.  

Werfen wir noch einen Blick in die Zukunft: Wie könnte sich in den nächsten Jahren Ihre Arbeit verändern? 

Ich erkläre es gerne anhand der aktuellen Situation unseres Büros: Wir ziehen bald an einen neuen Standort um. Dort werden wir Teil einer Community kleiner Handwerksfirmen sein. So können wir unseren Bauherrschaften künftig gleich zeigen, wie Produkte für den Wohnbereich entstehen. Das macht es einfacher zu verstehen, wieviel Arbeit sowie Engagement in qualitativ hochwertigen Möbeln und Accessoires steckt. Ich denke, die Vermittlung solcher Werte wird im Interior-Design-Bereich künftig noch an Bedeutung gewinnen.  

Iria Degen (55) hat in Zürich Jura studiert und anschliessend in Paris Innenarchitektur. Im Jahr 2000 gründete sie in Paris ihr Innenarchitekturbüro «Iria Degen Interiors», das sich seit 2003 in Zürich befindet und weltweit Projekte für Wohnräume, Hotels, Restaurants Büros und Shops realisiert.